Für den CQ Blog haben wir mit Brita Wauer, Geschäftsführerin von CQ Beratung+Bildung GmbH, darüber gesprochen, wie sie Umweltschutz und Digitalisierung miteinander verknüpft. Die zentrale Frage: Wie kann die Digitalisierung erfolgreich zum Umweltschutz beitragen?
Raphael Warnke: Frau Wauer, Digitalisierung und Umweltschutz, das betrifft schon lange nicht nur große Tech-Firmen. Was bedeutet das für Sie?
Brita Wauer: Umweltschutz ist in unseren Fortbildungen ein wichtiges Thema in dem wir Wissen vermitteln. Einer unserer Leitsätze ist, dass wir die Dinge auch selber gut machen wollen. Sei es im Arbeitsschutz, im betrieblichen Gesundheitsmanagement oder im Umweltschutz.
Wir haben uns schon früh Gedanken gemacht, wie wir die Ressourcen, auf die wir zugreifen, effektiv nutzen können. Bei einem Unternehmen mit 24 Personen fallen sehr viele davon an. Insofern ist das sowohl ein Anliegen in eigener Sache, als auch eine Mission an Dritte.
Digitalisierung war schon bei den Gründer*innen von CQ ein großes Thema. Damals gab es diesen Begriff noch nicht. Es ging immer um IT gestützte Lernmanagement- Systeme oder IT gestützte Zusammenarbeit. Unsere Vordenker*innen haben viel berücksichtigt, auf das wir natürlicherweise zugreifen, wie zum Beispiel unsere webbasierte Kollaborationsplattform.
Raphael Warnke: Wo sehen Sie Chancen, dass die Digitalisierung dem Umweltschutz zugutekommt?
Brita Wauer: Wir sind konsequent an die Umsetzung unserer Ziele gegangen, nämlich zeit- und ortsunabhängig zu lernen, Wissen zu generieren, zu teilen und letztendlich alle modernen Mittel einzusetzen, die uns helfen, Wissen gut und effizient aufzunehmen.
Damit können wir gleichzeitig enorm viel Ressourcen sparen. Wir haben uns zu Beginn darüber ausgetauscht „Was brauchen wir Energie, an Papier, wie können wir ausschließlich umweltfreundliche Produkte kaufen“. Das reicht aber nicht allein. Letztendlich bietet uns die Digitalisierung die Chance Vieles zu verbessern.
Auch bei der Hardware ist unser Credo: Wir rüsten lieber nach, statt neu zu kaufen. Dinge, die wir ausrangieren, geben wir als Spende an Mitarbeiter oder Organisationen mit Bedarf. Also nicht einfach verschrotten, sondern dafür sorgen, dass es weiter genutzt wird.
Raphael Warnke: Wie war der Prozess zum kompletten Verzicht auf Papier?
Brita Wauer: Der Prozess kommt eigentlich aus der kontinuierlichen Verbesserung. Wir haben festgestellt, dass wir zu viel administrative Aufgaben haben. Um uns zu entlasten und unseren Hauptfokus auf unsere Kundinnen und Kunden zu legen, haben wir intensiv geschaut, wo Verbesserungen möglich sind.
Raphael Warnke: Und was waren dabei die größten Herausforderungen? Wo lief es besser, wo lief es schwieriger?
Brita Wauer: Tatsächlich ist die größte Herausforderung jetzt alle Prozesse wieder simpel zu denken. Wir haben ein gutes Qualitätsmanagementsystem. Es gibt für alles Vorlagen. Aber in jedem Fachbereich, an jedem Arbeitsplatz, haben die Kolleg*innen in einem guten Anliegen und mit sehr guten Ideen diese Vorlagen erweitert. Wir müssen vieles wieder zusammenschmelzen, sodass nichts wegfällt, aber eine Vereinheitlichung stattfindet. Und das fühlt sich manchmal an wie neu beginnen.
Raphael Warnke: Gibt es noch weitere konkrete Maßnahmen oder Beispiele für Digitalisierung und Umweltschutz in Ihrem Unternehmen, die in der nächsten Zeit geplant sind?
Brita Wauer: Ja, zum Beispiel die Umstellung auf digitale Telefonie. Das bedeutet natürlich auch eine Investition für uns.
Raphael Warnke: Welche externen Projekte gibt es, bei denen CQ mitgewirkt hat? Das Stichwort KiezKlima fällt mir da ein.
Brita Wauer: KiezKlima war ein Projekt in einem benachbarten Stadtgebiet mit hohem Versiegelungsgrad. Da ging es darum, die Gesundheit der Menschen bei Extremwetterereignissen zu schützen. Das hat uns grundsätzlich für diese Themen aufgeschlossen. Der Prozess ist unumkehrbar für die Welt. Wir können ihn nur noch versuchen einzudämmen.
Ein weiteres Projekt ist die Entwicklung eines digitalen Lernmanagementsystems, in das wir 3D-und VR-Anwendungen implementieren. Unsere Kund*innen sollen sich besser im virtuellen Raum und im Digitalen zurechtzufinden. Die Herausforderung besteht für uns darin, alle Materialien ebenfalls digital zu denken.
Raphael Warnke: Wie gehen Sie als Geschäftsführerin vor, dass die Mitarbeitenden motiviert sind und auch mitmachen bei all diesen Veränderungen?
Brita Wauer: Wir haben viel über unsere Leitbilddiskussion gesteuert. Das ist schon sehr lange her und wird immer wieder erneuert. Ich erinnere ich mich nicht, dass es gute Argumente dagegen gab. Wichtig ist es, die Leitgedanken im Alltag umzusetzen Dazu müssen wir Gewohnheiten und scheinbar zeitsparende Prozesse verändern. Und da setzt ein ganz natürlicher Widerstand ein. Das kennen wir alle. Selbst wenn es dem guten Zweck dient. Für mich bedeutet es erstmal zuzuhören, wo Vor- und Nachteile sind, wo wir vielleicht Kund*innen mit einem großen Wurf verschrecken. Alle müssen sich mitgenommen fühlen.
Raphael Warnke: Was würden Sie einem Unternehmen, das vielleicht in einer ähnlichen Situation ist, als Ratschlag mitgeben? Wie setzt man das Ganze um?
Brita Wauer: Als erstes fällt mir ein, sich ganz schlicht umschauen und simple Dinge umsetzen. Die Schwarmintelligenz des Teams hilft. Diejenigen, die sich damit direkt beschäftigen, haben sofort eine Alternative parat.
Zweitens: Grundsätzlich keine Billigprodukte kaufen, Plastik und Verpackungen vermeiden.
Drittens: Gemeinsam Spaß haben, zum Beispiel für unsere Mini-Kampagnen auf Facebook lustige Storys ausdenken und zelebrieren, was wir eigentlich schon machen. Dadurch haben wir festgestellt, dass wir mehr und mehr wollen. Das ist mein Credo.